📦Die Sache mit der Pflegehilfsmittelbox

Eine kleine Geschichte über Wertschätzung und Umdenken


Frau K., 81 Jahre alt, steht noch erstaunlich sicher auf den Beinen, als sie mir die Tür öffnet.
Sie wirkt agil, doch ihre Stirn ist in Falten gelegt.
„Diese Pflegehilfsmittelbox… das ist doch nur unnötiger Kram. Wieso bekomme ich das ständig zugeschickt? Ich habe Desinfektionsmittel für die nächsten zehn Jahre!“

Sie schüttelt den Kopf. Nicht verärgert – eher resigniert.
„Ich wollte doch nur Einlagen.“


„Ohje, Frau K. dafür bin ich leider gar nicht zuständig. Ich komme Sie heut einfach ein bisschen besuchen, um Ihnen die Zeit zu vertreiben“. Ich stelle mich vor.


Sie bittet mich herein. Noch während ich die Jacke ausziehe, redet sie weiter.


Nicht mehr über die Box, sondern über ihr Leben.

In der Küche nehmen wir Platz. Sie erzählt von früher – wie sie mit ihrem verstorbenen Mann um die Wette Solitär gespielt hat.
Heute spielt sie noch immer – mit dem alten Laptop, ein bisschen langsamer vielleicht.

Ihre jüngste Tochter kommt manchmal mit dem Enkel vorbei. Ein quirliger kleiner Kerl, der überall Spuren hinterlässt.


Ein stattlicher, graugetigerter Kater schleicht währenddessen schnurrend um meine Beine.
„Ich liebe ihn sehr“, sagt sie mit weichem Blick. „Aber das Katzenklo… jeden Tag reinigen, das ist inzwischen wirklich anstrengend.“


Dann hellt sich ihr Gesicht auf.
Sie erzählt mir vom kleinen Urenkel – fünf Monate jung, ein richtiger Sonnenschein.
„Wenn er da ist, geht mir das Herz auf.“


Für einen Moment wird es still. Mein Blick fällt auf die verschlossene Pflegebox auf dem Sideboard.
Ich stehe auf, hole sie herüber und frage:
„Wollen wir sie uns gemeinsam anschauen?“

Sie winkt ab.
„Ach, was soll da schon drin sein – immer das Gleiche.“


Trotzdem öffne ich die Box.
Ich nehme die Flächendesinfektionstücher heraus, zeige sie ihr.
„Wissen Sie, damit können Sie mehr tun als nur die Klobrille abwischen.“

„Ja klar“, sagt sie, „ich hab mal meine Brille damit geputzt – voller Schlieren war sie!“
Ich lache. „Das kann passieren. Aber wie wäre es mit der Tastatur? Oder dem Telefonhörer? Die Spielzeuge vom Enkel? Oder das Küchenradio? Die Tücher sind perfekt für empfindliche Oberflächen.“

Sie überlegt. Dann nickt sie langsam.
„So hab ich das noch nie gesehen.“




Sie greift in die Box, nimmt einen Einmalhandschuh.
„Und das hier? Was fällt Ihnen dazu ein?“

„Oh, die sind vielseitig“, sage ich. „In der Pflege natürlich unerlässlich – bei der Körperhygiene, beim Toilettengang.
Aber auch in der Küche, beim Zwiebeln schneiden oder Fleisch marinieren. Beim Putzen mit scharfen Mitteln, Müll rausbringen, oder einfach, wenn man sich nicht schmutzig machen möchte. Tun Sie Ihren Händen mal was Gutes. Cremen Sie sie dick ein und ziehen die Handschuhe über, eine wahre Kur für die beanspruchte Haut.“



Sie hört mir aufmerksam zu.
Ich erinnere mich an die Hausmittel von früher, an Zeitungspapier und alte Tricks. Sie wissen so viel, doch die Zeit ist nicht stehen geblieben.

„Man wird bequem mit den Jahren“, holt sie mich mit nachdenklicher Stimme aus meinen Gedanken. Mir ist klar, dass sie damit meint, es geht einfach nicht mehr so, wie es früher ging.


Ich halte einen Einmal-Waschlappen hoch.
„Nutzen Sie die?“

„Nein“, sagt sie. „Die liegen alle in der Kammer.“

„Dabei sind sie wirklich praktisch. In der Pflege unverzichtbar – aber auch sonst: zum Frischmachen, Eincremen, bei Hitze als kühlende Auf- oder Unterlage für die Füße, sogar zum Schweiß abwischen. Einfach in kaltes Wasser tauchen, ausdrücken – fertig. Und sie sind hygienisch. Legen Sie einen in den Kühlschrank in das Gemüsefach um die Feuchtigkeit abzufangen. Zwiebeln oder Kartoffeln darin können trocken gelagert werden, einmal rausdrehen und offen stehen lassen – die kleinen Fruchtfliegen bleiben dann oft etwas länger fern.“


Das nächste Produkt sind die Bettschutzeinlagen.
„Ich hab Waschbare verschrieben bekommen – drei Stück im Jahr gibt es“, sagt sie sofort. „Die sind viel angenehmer.“

Ich nicke.
„Trotzdem – die Einmalunterlagen könnten Ihnen helfen. Wenn der Urenkel kommt z.B. als Wickelunterlage. Wenn Sie mit Ihrem Kater zum Tierarzt müssen dient es als Schutz in der Transportbox. Sitzen Sie gerne auf feuchten Bänken?“ Frau K. schüttelt den Kopf. „Ja denn nutzen Sie sie draußen als Sitzauflage. Oben auf dem Schrank – als Staubschutz sind sie absolut effektiv. Zeitungspapier klebt oft fest, von Fett vollgesaugt. Einlagen nicht. Der Fettfilm bleibt im Vlies und die andere Seite ist flüssigkeitsdicht.“


Ich sehe, wie sich langsam ein neues Verständnis einstellt. „Wissen Sie was, Frau K., ich zeige Ihnen jetzt, wo die Einlage Ihnen ganz besonders helfen kann.“

Ich schlage vor, das Katzenklo zu säubern. Sie ist begeistert und bringt mir sofort einen Eimer. Gemeinsam gehen wir ins Bad.
Ich entferne den Kot, schütte das saubere Streu in den Eimer, spüle die Schale aus, reinige und trockne jeweils mit einem Einmalwaschlappen und wische mit einem Desinfektionstuch nach. Dann lege ich eine Bettschutzeinlage einmal gefaltet mit dem Vlies nach außen in die trockene Schale und gebe das Streu zurück.

„Beim nächsten Mal wird das Reinigen einfacher. Streu mit Einlage in einen Sack und tata, die Schale ist sauber.“

Sie lächelt.

„Und ein letzter Tipp. Nutzen Sie die Einlage auf der Schuhablage vor der Tür. Schlammige oder nasse Schuhe können darauf trocknen ohne weiteres zu verschmutzen. Es gibt viele Wege, wie man sich den Alltag erleichtern kann.“


Frau K. schaut mich überrascht an.
„Ich hab das alles nur als Pflegezeug gesehen. Nicht als Hilfe für den Alltag.“


Ich nicke.


„Die Pflegehilfsmittelbox ist kein Abstellkammer-Karton. Sie ist dafür da, Ihnen das Leben zu erleichtern – nicht nur bei der Pflege, sondern überall dort, wo Sie Unterstützung brauchen.“


Ein schöner, unterhaltsamer Tag mit Frau K. geht zu Ende. Ich verabschiede mich und freue mich auf unser Wiedersehen.